Das Labor ist
ein Ort für Entwicklung und Reflexion.
Erfahrung und Tradition trifft auf Neugier und das Bedürfnis nach erneuter Entwicklung, kollegialem Austausch und Selbstüberprüfung.
Die Offenheit des Experimentes und die Ernsthaftigkeit der spielerischen Infragestellung dürfen sich im Geiste der Laborarbeit verbinden.
Wir dürfen erforschen, ausprobieren und Denken als Probehandeln kultivieren.
Wir dürfen dabei erfahrungsoffen und verantwortlich experimentieren, ohne überzeugen zu müssen.
Überzeugend ist die gemeinsame Anstrengung und die in der Hands-on-Arbeit und im Diskurs entstehenden Einsichten.
Die gefragten Kompetenzen modernen Lernens und der Teilhabe am wissenschaftlichen Diskurs sind: Interesse und Neugier, Wissensdurst und Erfahrungslust, Aushalten von Widersprüchen und Perspektivenvielfalt.
In der Naturheilkunde begegnet uns immer wieder das Idealbild einer Vermittlung von Wissen und Können, die im direkten Lehrling-Meister-Verhältnis erfolgt.
Diese Form der Vermittlung entstammt einer vordemokratischen Handwerkstradition.
Es ist ein - oft religiös eingefärbtes - Modell der Weitergabe durch Einsegnung und Einweihung (Initiation).
Diese Formen der rituellen Initiation durch Hand-Auflegen und Hand-Führen durch den Meister müssen mit modernen Lern- und Beziehungsformen verbunden werden.
In Lehrling-Meister-Beziehungen dominiert eine mündliche (orale) Traditionsweitergabe und diese wird als Quelle der Autorität und Wahrheitsbildung geschätzt.
Unterschätzt wird dabei, dass auch orale Traditionsbildung sich durch Vielstimmigkeit, Variationsbreite und Vielfalt in der Nacherzählung auszeichnet.
Alltagserfahrungen des Scheiterns und Zweifelns, Verzweifelns und Aushaltens von leidvollen Situationen dürfen nicht entwertet werden durch eine übersteigerte Betonung von Gesundheit und der Vergöttlichung des Lebendigen und der Natur.
Die pantheistischen Tendenzen der Vergangenheit geraten in Konflikt mit einem modernen Subjekt und Wissenschaftsverständnis.
Eine wahrnehmungs- und handlungsorientierte Theorie der Behandlungssituation sowie ein reflexiver Begriff der therapeutischen Beziehung sollte entwickelt werden.
Wir sind in der Gegenwart damit beschäftigt eine Sprache zu entwickeln, mit der die Erfahrungshorizonte so beschrieben werden können, dass sie die verschiedenen Schichten und Facetten des situativen Erlebens für jeden verständlich abbilden.
Vielleicht entsteht eine eigene Fachsprache für den kollegialen Austausch.
Sprachliche Differenzierungskraft ist für die Unterscheidungskraft im eigenen Erleben und für die Gestaltung der therapeutischen Beziehung grundlegend.
Mangelnde Reflexions-und Unterscheidungskraft der Sprache verweist auf ein totalisierendes Verhältnis zur Realität, das keiner Therapieform und schon gar nicht dem Patienten guttut.
Erhellende aufklärende öffentliche Zugänge zum Wissen mit Förderung des Lernens durch eigene Erfahrung und neue Erkenntnisse sind notwendige Bestandteile für Gerechtigkeit und Güte.
So lässt sich der Widerspruch und die Gleichzeitigkeit von Körper und Leib entwickeln und die Wirklichkeit der situativen Anwendung erforschen.